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Regisseurin und Performancekünstlerin Kurdwin Ayub, eine der spannendsten Nachwuchsregisseurinnen Österreichs, wird in einer Masterclass über ihre Inspiration und Herangehensweise an das Medium Film zwischen Performance, Dokumentar- und Spielfilmregie sprechen.
Kurdwin Ayub wurde 1990 im Irak geboren und ist in Wien aufgewachsen. Sie setzt sich in ihren Arbeiten mit Geschlechterrollen, Identität, patriarchischen Strukturen, Jugendkultur und der Schnelllebigkeit der heutigen Zeit auseinander. Schon früh fing sie an zu filmen, nachdem sie ihren Vater dazu brachte, ihr eine Videokamera zu kaufen. Von da an filmte sie unaufhörlich. 2008–2013 studierte sie Malerei und experimentellen Animationsfilm an der Universität für angewandte Kunst in Wien und parallel dazu performative Kunst an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Mit 20 Jahren startete sie ihre Festivalkarriere und schon zwei Jahre später folgte ein ihr gewidmetes Programm an der Viennale.
Ayubs Filmografie der letzten 12 Jahre ist eindrücklich und zeigt ihre Entwicklung zu einer der interessantesten Stimmen des österreichischen Kinos. Ihre starke filmische Handschrift, die schon in ihren frühen Werken erkennbar ist, hat sie bis zu ihrem neusten Film «Sonne» stetig weiterentwickelt. Nebst den zentralen Themen ihrer Filme spielt sie gerne mit den Erwartungen des Publikums, indem sie die Grenzen zwischen Authentizität, Inszenierung und DIY-Kultur verwischt.
Als Migrationskind lebt Ayub seit jeher zwischen zwei Welten: in der irakischen Kultur, die sie von zuhause und von ihren Familienurlauben im kurdischen Irak kennt, und in der österreichischen Welt, in der sie als «digital native» zwischen Emo, Anime und Indie-Musik aufgewachsen ist. Das Leben zwischen verschiedenen Kulturen, Strukturen, Dynamiken und Erwartungen ist für viele Migrationskinder die Norm. Sie muss sich da weder hineinfühlen noch recherchieren, denn sie weiss selbst, wie sich das anfühlt. Die Themen Migration und Integration werden in Filmen oft verklärt oder didaktisch verarbeitet. Ayub hingegen zeigt unaufgeregt auf, dass die Situation oft mehrschichtig ist, manchmal lustig, manchmal doof, anstrengend und doch bereichernd, aber niemals eindimensional.
Ayubs frühe performative Arbeiten sind von ihrer persönlichen Sicht als junge Frau geprägt. Sie hinterfragt Gender-Klischees. Wie stellen sich Frauen dar? Was wird von ihnen erwartet? Was bedeutet das im Zeitalter der sozialen Medien? Sie spielt mit der Ästhetik von selbstaufgenommenen YouTube-Videos. Wer nicht weiss, dass die Darstellerin Ayub selbst ist, könnte annehmen, sie habe die Videos im Internet gefunden. Sie zeigt dieses Selbstdarstellungsphänomen unter jungen Erwachsenen, persönlich geht es ihr aber darum, wer sie nicht sein will.
Junge Menschen nehmen auch eine zentrale Rolle in Ayubs Filmen ein. Man hat dabei das Gefühl, dass sie sich selbst darstellen und einbringen dürfen. Die Figuren, meist Laien, wirken manchmal naiv, unausgewogen und roh, bleiben dadurch aber immer authentisch. So vermeidet die Regisseurin den rein voyeuristischen Blick, durchbricht die nostalgische Verblendung eines Aussenblicks und ist auf Augenhöhe mit den Protagonist:innen. Von sich selbst sagt sie: «Zu wissen, wie man mit Laienschauspieler:innen gut arbeiten kann, zähle ich zu meinen Talenten.»
Kurdwin Ayub kokettiert und analysiert in ihren Filmen, ob es sich dabei um Perfomance, Musikclip, Trailer, Dokumentar- oder Spielfilm handelt. Sie lässt sich und ihre Filme ungern festen Kategorien zuschreiben, was sie zu einer spannenden und eigenwilligen Regisseurin macht. Wir freuen uns auf ihre Filme und auf angeregte Gespräche.
Kuratiert von John Canciani
Masterclass: Kurdwin Ayub (en)
Regisseurin und Performancekünstlerin Kurdwin Ayub, eine der spannendsten Nachwuchsregisseurinnen Österreichs, wird in einer Masterclass über ihre Inspiration und Herangehensweise an das Medium Film zwischen Performance, Dokumentar- und Spielfilmregie sprechen.
Die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur sind das bedeutendste Kurzfilmfestival der Schweiz. Jeden November verwandeln wir die Stadt Winterthur für sechs Tage in eine Kurzfilmmetropole.
An den Kurzfilmtagen gibt es für alle etwas zu entdecken: Wir zeigen sorgfältig zusammengestellte Kurzfilmprogramme zu aktuellen Geschehnissen oder zu Themen, die unseren Kurator:innen unter den Nägeln brennen. Die Wettbewerbsblöcke fühlen den Puls des aktuellen, weltweiten Filmschaffens und die Installationen, Performances und weiteren Specials machen audiovisuelle Formen in ihrer ganzen Vielfalt erlebbar. Ein Rahmenprogramm mit Konzerten, Lesungen und mehr erweitert das Festivalerlebnis.
Der Kurzfilm ist nicht einfach ein kürzerer Film. Er ist eine eigene Kunstform, die wir mit unserem Festival jährlich in den Fokus stellen.
Der Kurzfilm erscheint in allen Genres und kann unterschiedlich lang – oder eben kurz – sein. Einfachere Produktionswege machen es ihm möglich, den Zeitgeist und Strömungen rasch einzufangen und abzubilden. Der kurze Film kann unterhalten, überraschen, die Gesellschaft analysieren, eine politische Haltung einnehmen oder Einblick in uns fremde Welten geben.
Wir bündeln unsere Kurzfilme in thematischen Programmen oder nach bestimmten Sektionen, wie z.B. unsere Wettbewerbe, und stimmen die Filme und Reihenfolge aufeinander ab. Für den Kurzfilmgenuss gibt es somit nur eine Voraussetzung: die Neugierde, Neues zu entdecken und sich überraschen zu lassen.