Der tanzende Körper ist ein Mittel der Kommunikation, der Heilung, der Transformation. Wer tanzt, bewegt nicht nur sich selbst, sondern auch gesellschaftliche Strukturen. Tanz wird zur Sprache, wenn Worte fehlen. Zur Forderung, wenn Anerkennung ausbleibt. Zur Befreiung, wenn Geschichte belastet. Von Rio de Janeiro über die Ballroom-Szene im New York der 1990er Jahre bis zur Turnhalle im Welschland: In Your Space Is My Dancefloor tanzen Körper gegen Systeme an, die ihnen keinen Spielraum lassen, und erobern sich so ihre Räume zurück.
Nach dem Screening am Sonntag führt Laura Kaehr ein Gespräch mit Filmschaffenden aus dem Fokus: Motion in Motion und weiteren Gäst:innen. Im Zentrum des Gesprächs stehen die politischen, sozialen und ästhetischen Dimensionen des Tanzes im Film – und die Frage, wie Körper durch Bewegung Widerstand, Zugehörigkeit und neue Narrative sichtbar machen.

Fantasma Neon
Leonardo Martinelli / Brasilien 2021 / 20' / DCP / Farbe / Portugiesisch / Doc/Fic
João arbeitet als Bote und träumt davon, ein Motorrad zu besitzen. Alles werde wie einem Musicalfilm sein, wurde ihm gesagt.

Safe Space
Mirelle Borra / Deutschland 2020 / 10'1" / DCP / Farbe / Englisch / Exp/Doc
Die visuelle Komponente von «Safe Space» stammt aus zahlreichen YouTube-Clips von Ballroom-Veranstaltungen aus den frühen 1990er Jahren, als die AIDS-Epidemie in New York ihren Höhepunkt erreichte. Ursprünglich von Trans- und Queer-Personen of Color etabliert als Reaktion auf eine Gesellschaft, die sie marginalisierte, hat die Ballroom-Gemeinschaft die Popkultur jahrzehntelang beeinflusst, und ihr Vokabular ist in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen. «Safe Space» wird von KI-generierten Stimmen kommentiert, die Erfahrungen von LGBTQ-Flüchtlingen rezitieren, die aus dem Internet stammen.

Ghost Dance
Emilia Izquierdo / Grossbritannien 2019 / 4'35" / DCP / Farbe & Schwarz-Weiss / ohne Dialog / Exp/Ani
Ausgehend von Aufnahmen von Sioux-Stammesangehörigen aus dem Jahr 1894, die den «Ghost Dance» tanzen, untersucht dieses Werk den Tanz als Protest, als Form des Widerstands gegen Ungerechtigkeit und die Unterdrückung durch fremde Mächte. Der Film kombiniert handgezeichnete Animationen und Archivaufnahmen der Sioux mit Aufnahmen von Protesttänzen an anderen Orten wie Gaza, Südafrika, Peru, Jerusalem und Armenien.

We Need New Names
Onyeka Igwe / Grossbritannien 2015 / 13'30" / DCP / Farbe / Englisch / Exp/Doc
«We Need New Names» ist ein Video-Essay, das sich mit der Identität nigerianischer Frauen in der Diaspora auseinandersetzt. Es beleuchtet die Widersprüche einer ethnografischen Interpretation der Beerdigung der Matriarchin der Filmemacherin. Anhand des persönlichen Archivs der DVD zur Beerdigung der Grossmutter untersucht das Video die Konzepte der weiblichen Identität, der Diaspora, des kulturellen Gedächtnisses und vor allem der Fiktion.

Pidikwe
Caroline Monnet / Kanada 2025 / 10' / DCP / Farbe / ohne Dialog / Fic/Exp
In «Pidikwe» verbinden indigene Frauen verschiedener Generationen traditionellen und zeitgenössischen Tanz zu einem audiovisuellen Wirbelwind, der die Grenze zwischen Film und Performance, zwischen Vergangenheit und Zukunft überbrückt. Der 16-mm-Film erinnert an die weitgehend falschen Darstellungen des frühen Kinos und die Ausbeutung des weiblichen Körpers durch den kolonialen Blick. «Pidikwe» bietet diesen Frauen Gelegenheit, die Kontrolle über ihr Bild zurückzugewinnen und einen Prozess der Selbstbestimmung zu beginnen, damit sie gelassen in die Zukunft des Kinos blicken können.

Maman danse
Mégane Brügger / Schweiz 2024 / 22'59" / DCP / Farbe / Französisch / Doc
Was bleibt von einer Mutter nach Jahren der häuslichen Gewalt? Was bleibt von ihrem Körper, ihrer Würde und ihrer Kraft? Sicherlich Worte, Erinnerungen und einige Tanzschritte, die sich noch weitergeben lassen.