Bei einem Fokus auf die Werke von Willy Hans kommt man nicht am Kollektiv bestehend aus Paul Spengemann, Jan Eichberg, Steffen Goldkamp sowie Hans vorbei. Die vier bilden keine herkömmliche Produktionsgemeinschaft. Sie streben nicht nach Kontrolle, sondern erkunden die unendlichen Möglichkeiten eines stetigen Austauschs und arbeiten in vielerlei Formen zusammen.
Affenstunde
Willy Hans / Deutschland 2010 / 16'49" / Schwarz-Weiss / ohne Dialog / Fic
Was vordergründig unbeschwert und lebendig erscheint, erweist sich schnell als bedrückende Enge. Der eine möchte sich dem anderen nähern und findet nur Kälte und Distanz.
Pocket Call
Paul Spengemann / Deutschland 2021 / 7'4" / DCP / Farbe / ohne Dialog / Exp/Ani
Das Telefon klingelt, jemand geht ran. Die Frage, wer wohl anruft, stellt sich nur noch bis zum Blick aufs Telefon: Warnend kündigt das Display an, wer am anderen Ende der Leitung gleich sprechen will und wird. Einen kurzen Moment, bevor man ans Telefon geht, lässt sich noch abwägen, ob der eingehende Anruf vielleicht doch lieber verpasst werden sollte, denn grundsätzlich ist zu fragen, wer heute noch irgendjemanden anruft.
Der fremde Fotograf und die Einsamkeit
Willy Hans/Jan Eichberg / Deutschland 2012 / 5'21" / DCP / Farbe / Deutsch / Fic
Thierry ist fremd in der Stadt und sucht das Museum. Auf der Strasse spricht er Isabelle an, die ihm versucht den Weg zu erklären. Gemeinsam beschliessen sie, ein Getränk in der Bar um die Ecke zu nehmen. Schon bald stellt sich heraus, dass Thierry mit den Phrasen aus seinem Wörterbuch bei Isabelle nicht besonders gut ankommt. Die auditive Vorlage für diese Boy-Meets-Girl-Tragödie lieferte ein französischer Audio-Sprachtrainer.
Die Unzugänglichkeit der griechischen Antike und ihre Folgen
Gerrit Frohne-Brinkmann/Paul Spengemann / Deutschland 2016 / 13'10" / DCP / Farbe / ohne Dialog / Fic/Exp
Der Film spielt in einem humanistischen Gymnasium, das nach Plänen des dänischen Architekten Arne Jacobsen erbaut wurde. Gerrit Frohne-Brinkmann und Paul Spengemann begleiten eine Gruppe von Schüler:innen bei zunächst rätselhaft erscheinenden Tätigkeiten durch die modernistischen Schulräume: Aula, Turnhalle, Café, Bibliothek, Flure. Die acht Protagonist:innen tragen mit einfachen Theatermitteln wie Scheinwerfer, Heulschlauch und Donnerblech zu einer eigenen, einem Publikum vorenthaltenen Inszenierung eines altgriechischen Textes bei.
Was wahrscheinlich passiert wäre, wäre ich nicht zuhause geblieben.
Willy Hans / Deutschland 2020 / 19'57" / DCP / Farbe / Deutsch / Fic
Alles dreht sich im Kreis. Fünf Leute, ein Wohnzimmer. Draussen auf der Strasse werden Autos angezündet und aus der Küche kommt kein guter Geruch. Erst als der Wein verkleckert wurde, die Sache mit der dunklen Materie geklärt ist und schon lange niemand mehr mit dem Essen rechnet, wird die Musik aufgedreht. Wer schön sein will, muss leiden. Eine Operation am offenen Munde. Der Teufel ist ein Eichhörnchen, die Hölle ist man immer selbst. In der Umlaufbahn von immer denselben, immer den gleichen, immer den anderen. Menschen, Worten, Dingen.